Auf dem Fluss
Wir verbringen nun 2,5 Tage auf dem Fluss. Was zu Beginn recht spartanisch wirkt, war im Nachhinein die authentischste und entschleunigendste Art, das Land zu erkunden. Auf unserem 6 Meter langem Boot sind alle hintereinander aufgefädelt, die Rucksäcke, Guide Max, zwei Ruderer und eine Henne. Wir taufen sie Elfie. Ihr wird es wohl bald an den Kragen gehen, aber noch gackert sie vor sich hin.
Die Einwohner am Fluss leben in Strohhütten bauen Reis an. Schon von Weitem sehen die Kinder unsere Haut leuchten und laufen am Ufer neben uns her („Salam Vazah!“ / „Hallo Weiße!“). Sie sind dankbar über unsere leeren Wasserflaschen, da sie diese als Gefäße verwenden können.
Am Abend schlagen wir unser Zelt am Wasserfall Anosinampela auf. Hier sehen wir zum ersten Mal zwei andere Touristen und Lemuren. Max kocht für uns die leckersten Speisen auf einem Minigrill. Es gibt Fisch, Nudeln und Reis. Zum Frühstück bekommen wir Baguette, Marmelade und Eier von Elfie.
Er erzählt uns viele interessante Geschichten über Madagaskar, aber auch dass er ohne unsere Tour nicht gewusst hätte, wie er die Schulgebühr für die Kinder zahlen soll.
In den Städten gibt es Häuser, Schulen, Arbeit und Internet. In den kleineren Dörfern ist es eine Mischung, es gibt kleine Läden, Lehmhütten, Handys und daneben fahren Reisbauern mit Fuhrwerken auf ihren Zebu-Rindern vorbei. Im Busch gibt es neben Strohhütten nicht viel. Nur Kinder in Städten können zur Schule gehen, sofern es sich die Eltern leisten können. Man lernt nur in der Schule Französisch, im Busch sprechen alle Malagasy. Es ist nicht bekannt, wie viele Menschen auf der Insel leben, da die Buschbewohner zB bei einer Volkszählung oder Wahl nicht erreicht werden. Die Bewohner am Land leben noch sehr traditionell nach bestimmten Bräuchen und sind sehr gläubig.
Am zweiten Tag auf dem Boot sehen wir ab und zu Rauch. Die Reisbauern verbrennen den Boden, da sie meinen, dass die verbrannte Erde als Dünger dient. Dies funktioniert aber nur einmal, danach ist die Erde kaputt. Um neue Fläche für die Zebu-Rinder zu gewinnen, roden die Bauern zudem ihren Regenwald ab, welcher in den letzten Jahren um eine Besorgnis erregende Menge geschwunden ist.
Wir zelten an einem ebenen Platz, es kommen die Buschkinder aus dem Nachbardorf, um mit uns zu tanzen. Am Abend gibt es frisch gebratenes Chicken und wir machen ein letztes Selfie mit Elfie…
Langsam sehnen wir uns nach einer Dusche und einer normalen Toilette. Im Fluss baden kann man nicht, sonst stört man die Krokodile. Die Stimmung an diesem Platz ist trotzdem wunderschön, besonders in der Früh, als sich der Nebel verzieht und man leise die Buschtrommeln hört.
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